Road Trip – Glauberg, Büdingen

Vor zwei Wochen, Mitte März, war das Wetter einfach schon fantastisch. Gut, ich gebe zu, dass es eigentlich schon zu warm und trocken für diese Zeit im Jahr gewesen ist. Wenn ich aus dem Blick der Natur auf das Wetter schaue. Ich habe das Wetter dennoch sehr genossen.
Am Samstag spielte Seom im Club der Jahrhunderthalle Frankfurt. Und so haben wir beschlossen, ein Wochenende in Hessen zu verbringen.

Am Freitag Abend haben wir am Glauberg angehalten. Genau genommen an der Keltenwelt Glauberg. Ein Freund von mir kam uns noch besuchen und gemeinsam haben wir uns zum ersten mal den Grabhügel angeschaut. Für mich war genau dieser Abend ganz besonders. Der Wind wehte streng und eisig um uns herum, während die Sterne am klaren Himmel glitzerten und strahlten. Die Krönung war jedoch die volle Mondin, die ihr silbernes Licht über diesen magischen Ort legte und die alte Grabstätte hell erleuchtete.

An dem Ort, an welcher der Grabhügel mit seiner Prozessionsstraße steht, wurde 1996 die Statue des Keltenfürsten vom Glaubberg gefunden. Eine Statue aus Stein, wertvoller Schmuck und die Ausstattung eines Kriegers wurden, hier nach vielen hundert Jahren, von der Erde wieder frei gegeben. In einer Dokumentation über Druiden, wird der Verdacht geäußert, dass es sich bei der Statue jedoch nicht um einen Krieger oder Fürsten handelt, sondern um die Abbildung eines Druiden. Die Kopfbedeckung, die aus einem mit Leder überspannten Drahtgeflecht hergestellt wurde, ähnelt einem Mistelblatt. Ob dieses Theorie Bestand hat und weiter erforscht wurde, kann ich nicht sagen. Somit sei diese kurze Info lediglich ein kurzer Hinweis auf das, was wir vielleicht alles nicht wissen und nur erahnen können.

Am nächsten Morgen haben wir die Umgebung rund um das Museum erkundet. Auf der Anhöhe hinter dem Museum, war einst eine alte, gewaltige Befestigungsanlage der Kelten, bevor dort im Mittelalter eine Burg errichtet wurde. Von der Burg, den alten Kellern und der Zisterne sind lediglich ein Teil der Grundmauern erhalten geblieben. Dennoch ist ein Spaziergang über den 2,2km langen Rundweg lohnenswert. Nicht nur die Aussicht über die Wetterau sollte Beachtung finden. Auch die alten Eichen und die Flora haben mir den Spaziergang versüßt. Zu dieser Jahreszeit strahlen die Buschwindröschen (ich liebe Buschwindröschen!) mit dem Lerchensporn um die Wette. Zudem kann ich mich immer wieder auf’s neue ganz in dem Gefühl und den Gedanken verlieren, was wohl an diesem Ort schon alles an Geschichte geschrieben wurde. Welche Menschen dort lebten und was alles in dem Morphischen Feld dieser historischen Stätte geschrieben steht.

Am Abend haben wir uns auf den Weg nach Frankfurt begeben. Viel später als geplant konnten wir uns losmachen, hatten wir doch ursprünglich den Plan, uns noch ein wenig die große Stadt anzuschauen. Da ich aber alles andere als ein Stadtkind bin, war ich auch nicht enttäuscht über unser trödeln. Wir sind in Frankfurt angekommen, haben etwas gegessen und sind auf die Minute pünktlich im Club der Jahrhunderthalle angekommen. Sobald die Galerie fertig ist, werde ich sie hier verlinken. Dann gibt es zum Konzert von Seom auch noch ein paar Zeilen zu lesen. Uns hat es am Glauberg so gut gefallen, dass wir in der Nacht dorthin zurück fuhren. Nicht ohne doch noch einen winzig kleinen Abstecher in dem historischen Teil Frankfurts gemacht zu haben. Nach einer halben Stunde saßen wir wieder im Auto und sind zurück gefahren.

Ron, der gute Freund, der ganz in der Nähe von Glauberg wohnt und mit dem wir uns am Freitag Abend getroffen hatten, gab uns den Tipp, Büdingen zu besuchen. Ich wusste, dass ich auf jeden Fall eine Burg besuchen möchte und an diesem Wochenende noch in über die Straßen einer Altstadt laufen mag. Hessen hat da tatsächlich einiges zu bieten und die Entscheidung fällt mir nicht immer leicht. Zwar haben Nils und ich schon mehrfach ins Klo gegriffen, als uns Orte, Städte oä von anderen empfohlen wurden, aber wir wagten es wieder, gingen auf den Tipp von Ron ein und wurden nicht enttäuscht. Büdingen ist eine recht große, alte Stadt, mit vielen Fachwerkhäusern, einer Stadtmauer und einer alten Burg. Zwar konnten wir die Burg weder von Innen bewundern, noch konnten wir durch eine Burgruine krakseln, aber – ich hatte meine Burg für dieses Wochenende. Überglücklich aß ich mein erstes, wahnsinnig leckeres Eis für dieses Jahr und hatte schon den nächsten Plan geschmiedet: an der Burg Münzenberg anzuhalten und von dort aus den Sonnenuntergang zu betrachten.

Leider mussten wir feststellen, dass die Burg Münzenburg zwar eine Burgruine ist, aber dennoch allgemeinen Öffnungszeiten unterliegt. Einfach durch das alte Gemäuer kriechen und klettern war uns somit leider nicht möglich. Wir begnügten uns damit, eine Runde durch das Dorf zu schlendern, gingen vorbei an ein paar schönen Fachwerkhäusern, dem Büro eines Grabungsunternehmens, einer uralten Kirsche und dem Hinweis auf einen Galgen. Einen Zugang zu der Burg, oder zumindest bis an die Burgmauer heran, etwas erhöht, um den bevorstehenden Sonnenuntergang zu betrachten, fanden wir allerdings nicht. Wir wollten uns gerade auf den Weg zum Auto begeben, als ich hinter dem Tor, entlang der Burgmauer einen Trampelpfad entdeckte. Wir folgten ihn, gingen immer weiter an der Burgmauer entlang, bis es scheinbar nicht mehr weiter ging. Ende des Weges. Nur ein Felsspalt. Und ein plötzlich verschwundener Nils. Dieser hat sich durch den Spalt hindurch gezwängt und ich hörte aus der Wand bloß ein „Hier ist eine Höhle!“. Da musste ich auch rein. Also legte ich die Kamera und meine Tasche ab (deswegen gibt es davon keine Fotos) und schlüpfte auch durch den Felsspalt hindurch, wo ich mit einem herzlichen „Du hast DA durch gepasst!?“ begrüßt wurde. Ja, habe ich. Stolz wie Oskar. Aber wie ist Nils nun schon wieder noch höher gekommen?! Ich betrachtete den Felsen und gab resigniert auf. „Da komme ich aber nicht hoch.“ Für mutige Kletteraktionen bin ich nämlich viel zu sehr von der Angst beherrscht. „Musst du auch gar nicht!“. Verdutzt nahm ich die Worte zu Kenntnis und folgte dem Hinweis, dass die Höhle keine Höhle, sondern vielmehr ein Durchgang war. Und da hatten wir ihn. Unseren Platz auf dem Felsen, mit der Burg im Rücken und den letzten Sonnenstrahlen im Gesicht. Amsel, Maise und sogar die Nachtigall sangen bezaubernde Lieder für uns und wir genossen den Moment. Und mir kam der Gedanken: Wie oft in unserem Leben erscheint uns ein Weg als unzugänglich, zu steinig, eng, steil – nicht zu erreichen. Wir probieren es gar nicht erst, weil unser Kopf annimmt, dass wir eh scheitern würden, oder weil wir gar nicht offen für einen anderen (lösungs-) Weg sind. Dabei passen wir durch viel engere Nadelöhre als wir uns glauben machen oder brauchen nur ein paar Schritte weiter gehen und auch mal um die Ecke schauen, um den Weg zum Ziel zu erblicken.

Nachdem wir uns an den Abstieg gemacht hatten und auf dem Weg zum Auto gewesen sind, um die Heimfahrt anzutreten, wollte ich unbedingt am Galgen vorbei. Eigentlich absurd. An einem Ort anhalten wollen, an dem (vermutlich) viele Menschen ihr Leben lassen mussten. Da ich mich sehr für Geschichte interessiere und denke, dass ich zumindest einen kleinen Einblick habe, bedrückte mich der Gedanke, oder die Vorstellung sehr, wieviele Menschen hier nicht nur hangen, sondern nach langer Folter, der peinlichen Befragung, hier unschuldig ihren Lebensatem aushauchten. Trotz allem fühlte ich mich an diesem Ort nicht sehr bedrückt. Ich glaube, dass Gefühl, welches ich empfand, war eher ein Gefühl der Ehrfurcht. Ohne benennen zu können, worauf dieses Begründet war.